Der Abschnitt „Horae“ enthält umfangreichere Sammlungen von Gebeten zur privaten Andacht. In Anlehnung an das kirchliche Stundengebet sind sie im Unterschied zu diesem jedoch nicht kanonisch festgelegt und auch regional unterschiedlich tradiert, vgl. auch Breviarium. Die Ordnung erfolgt alphabetisch nach Ländern.

Kleinere Gebetssammlungen oder Gebete zu besonderen Anlässen s. Oratio bzw. Orationes.

Als Einzeltitel erscheinen nicht nur Sammlungen mit dem lateinischen Titel „Horae“, die sich am Stundengebet orientieren, sondern auch hierher verwiesene Textgruppen aus den vorhergehenden Alphabetteilen sowie ähnliche anonym überlieferte Titel aus den folgenden, ferner Gebetbücher mit sprachlich unterschiedlich gefassten Titeln. Es konnten deshalb keine strengen inhaltlichen Maßstäbe an die Drucke angelegt werden wie etwa das Vorkommen eines Stundengebets, bestimmter Suffragien oder einer Litanei.

Als Grundsprache der Texte ist Latein anzusehen. Es wird nicht eigens vermerkt. Vollständig in einer der Volkssprachen abgefasste Gebetbücher werden mit einem Sprachattribut versehen. Bei den in Paris gedruckten Ausgaben ist davon auszugehen, dass sie entsprechend der regionalen Bestimmung der Ausgaben auch volkssprachige (englische, französische, spanische) Gebete enthalten.

Charakteristisch für das Stundenbuch im eigentlichen Sinne ist die Beigabe von kalendarischen Informationen. In der niederländischen Tradition erscheinen, ebenso wie in späten Pariser Drucken, neben dem reinen Jahres-Kalendarium und einem Almanach verschiedene Tafeln, u.a. zur Berechnung des Osterfests. Diese Textteile werden in der Beschreibung nur anzitiert. Die Gültigkeit des Almanachs wird hinter dem Titel wiedergegeben, sie ist jedoch zur Datierung der Drucke kaum zu nutzen.

Da eine Vielzahl der Ausgaben einzig in Pergamentexemplaren erhalten ist, kann eine Berechnung des Formats nach der Bogenbrechung des Papiers nicht immer erfolgen. Bei einigen dieser Ausgaben ist zudem davon auszugehen, dass geplant war, die gesamte Auflage auf Pergament abzudrucken. So entfiel bei der Einrichtung des Satzes die Notwendigkeit, sich an den gängigen Papiergrößen zu orientieren.

Außerdem konnten die Drucker die von ihnen angestrebten Blattgrößen durch unterschiedlich häufige Brechungen der im Handel befindlichen Papierformate erreichen. Genaue Auskunft über die Faltungsvorgänge der Papierbögen können nur die Haarlinien des Papiers geben, wozu eine Auswertung der Originaldrucke notwendig wäre. Da sie nicht durchgängig möglich war, werden grundsätzlich die Angaben der früheren bibliographischen Verzeichnisse übernommen, es sei denn, es konnten offenkundige Fehler korrigiert werden.

Der Umfang des Satzspiegels ist bei den Stundenbüchern nicht nur von der Kegelhöhe der Schriften und der Zeilenzahl abhängig, sondern auch vom Gebrauch von Leistenstücken, wobei denkbar ist, dass der Textsatz manchmal unabhängig von dem Rahmen ausgedruckt worden ist. Die Leisten sind bislang weder für den gesamten Buchdruck noch für einzelne Druckorte oder Drucker zitierbar bildlich erfasst. Um wenigstens eine vage Vorstellung vom Umfang der Satzspiegel zu geben und die Unterscheidung bei eventuellen Ähnlichkeiten der Zeilenbrüche zu erleichtern, wird — wo möglich — die Verwendung von Leisten (vier entsprechen einem vollständigen Rahmen) vermerkt. Bei der Aufzählung der oft blattgroßen Bildbeigaben bedeutet das Fehlen von Angaben über Leisten, dass sich die in der Kollationszeile angegebene Anzahl auf dem Blatt vorfindet. Die Verwendung von weniger Leisten wird möglichst vermerkt. Die Angabe der „Signatur b“ erfolgt, im Gegensatz zu der im GW sonst üblichen standardisierten Form, mit der exakten Wiedergabe der gedruckten Signatur. Desgleichen wird, soweit zu erkennen und nicht durch Ausmalung verdeckt, der Bildinhalt der in der Textbeschreibung erwähnten Holz- oder Metallschnitte angegeben.

Die Vorlage für die Beschreibungen des Artikels bilden vielfach Mikrofilme, eine Anzahl von Drucken konnte aber auch auf Bibliotheksreisen im Original („Vorlage: Original/e“) untersucht werden. Dies erlaubte ein genaueres Studium, doch waren in beiden Fällen die vom Drucker verwendeten Materialien oft nicht zweifelsfrei zu erkennen, da viele Initial-Räume durch Illuminationen geschmückt sind, die gedruckte Initialen oder Platzhalter verdecken. Dies betrifft besonders französische Drucke. Bei ihnen sind deshalb Angaben wie „Minuskeln (oder Majuskeln) für Initialen“ nur dann in die Kollation aufgenommen, wenn der Sachverhalt sicher feststeht und die Platzhalter im gesamten Druck verwendet wurden. Ein vereinzelter Gebrauch an wenigen Stellen wird übergangen.

Das gedruckte (gestempelte?) „KL“ der Kalendarien gilt (entsprechend der Anleitung für die Beschreibungen) nicht als Initiale.

Zahlreiche Ausgaben zeigen – sogar bei gleichem Druckdatum – erhebliche Satzunterschiede. Gerade auch bei den Pariser Ausgaben ist eine bedeutende Anzahl von Exemplaren aus verschiedenen Drucken (oder Teilauflagen ?) zusammengesetzt. Grundsätzlich wurde nicht beabsichtigt, diesen Varianten nachzugehen, zumal dies nur bei recherchierbaren Bestandteilen der Beschreibungen möglich gewesen wäre. Exemplare mit einem festen Druckdatum werden prinzipiell als in sich komplette und so konzipierte Drucke angesehen, es sei denn, es zeigen sich textliche Brüche oder Unterschiede im Typengebrauch, Abweichungen in den Signaturen etc. Zahlreiche Pariser Ausgaben wirken wie seiten- oder zeilengetreue Nachdrucke des Textes, um die andere Leistenstücke angeordnet sind. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelnen Nrn Exemplare zugeordnet wurden, deren Leistenrahmen voneinander abweichen. Kombinierte Exemplare werden, abweichend von sonst üblichem GW-Verfahren, nur bei der Ausgabe beschrieben, die den Hauptteil ausmacht. Die aus anderen Ausgaben ergänzten Teile oder Einzelblätter werden (so es zu ermitteln war) nur beim Exemplarnachweis angemerkt, aber nicht als Fragmente gesondert beschrieben. Wegen der Materialbasis (Teilkopien, Einzelfotos) wird das nur in Einzelfällen möglich gewesen sein.

In den früheren bibliographischen Zusammenstellungen gedruckter Stundenbücher finden sich besonders viele zweifelhafte Ausgaben, von denen keine Exemplare erhalten sind. Von diesen Nachrichten werden nur die erschlossen, die ein festes Datum haben und somit konkret wirken, in den Übersichten jedoch sind sie nicht verzeichnet, vgl. auch Sp. 426–429. Im Übrigen wurde im Exemplarnachweis Vollständigkeit angestrebt, gegebenenfalls auch durch Zitate von Antiquariatskatalogen, die sich auf jetzt in Privatbesitz befindliche Exemplare beziehen. Ein Teil der irrigen Informationen in der bibliographischen Tradition beruht auch darauf, dass in den Bastarda-Schriften besonders der Pariser Drucke die Minuskeln „v“ und „x“ missdeutet und falsch interpretiert wurden.

 

Vgl. Deblock, Geneviève: Les livres d’heures au XVe siècle, révolution technique et tradition culturelle. In: Les trois révolutions du livre. Catalogue de l’exposition … 8 oct. 2002–5 jan. 2003. Paris 2002 S. 168–174. — Dondi, Cristina: Books of hours. In: Incunabula and their readers. London 2003 S. 53–70. —Haimerl, Franz Xaver: Mittelalterliche Frömmigkeit im Spiegel der Gebetbuchliteratur Süddeutschlands. München 1952.— Dictionnaire de spiritualité VII Sp. 410–431. Paris 1969. —Horae B.M.V. : 158 Stundenbuchdrucke der Sammlung Bibermühle 1490–1550. Ramsen 2003 (Antiquariat Heribert Tenschert. Katalog 50) (zitiert: Tenschert: Horae) — Nettekoven, Ina: Der Meister der Apokalypsenrose der Sainte Chapelle und die Pariser Buchkunst um 1500. Turnhout 2004 (Ars nova. 9.) — Wieck, Roger S.: Painted prayers. New York 1997. — Wieck, Roger S.: Time sanctified: The Book of Hours in Medieval art and life. New York 1988.